Protagonisten
Fredy und Ruth Frey
Monica von Rosen
Rita Maeder-Kempf
Urs Wydler
sowie Freunde und Bekannte der Protagonisten
Fredy Frey
Längerfristig kann ich ja nicht mehr planen. Bald werde ich 80 und je nach dem gibt es mich dann noch. Jedenfalls werde ich weiterarbeiten, bis ich vom Stängeli oder von der Malerleiter falle. Das ist mein Ziel.
Solange ich beweglich bleibe, habe ich keine Angst vor dem Alter.
Du kannst dein Leben nicht verlängern, du kannst es nur vertiefen und das kannst du bis ins hohe Alter.
Nochmal auf die Welt kommen? Vielleicht auf einen neuen Planeten, so dass ich etwas Neues sehe.
Ruth Frey
Anfangs hatte ich Mühe mit der Pension. Dann begann es mir zu gefallen, meine Zeit nach Lust & Laune einteilen zu können. Momentan aber muss ich echt aufpassen, nicht in den Pensionierten-Stress mit einem vollen Terminkalender zu kommen. Dann reagiert nämlich mein Körper postwendend und verlangt sein Recht. So brauche ich nun nach dem Mittagessen eine Siesta.
Manchmal beschleicht mich eine Traurigkeit bei der Erkenntnis, nicht mehr gleich schnell, leistungsfähig und effizient wie in jungen Jahren zu sein. Um alles Wünschenswerte erledigen zu können, brauchte mein Tag nun mehr als 24 Stunden!!!
Ich empfinde eine grosse Dankbarkeit, dass ich so gesund, unternehmungslustig und aktiv ins Alter gehen kann. Vor allem mit den Kindern in der Schule fühle ich mich jung und glücklich. Dort kann ich nun ohne Druck oder Verpflichtungen einfach nur da sein, Zeit & Geduld für sie haben und ihnen meine Liebe, Aufmerksamkeit & Güte schenken.
Wie die 4 Jahreszeiten haben auch die verschiedenen Lebensabschnitte ihre Berechtigung, ihr Schönes & Lehrreiches und man möchte sie nicht missen. So bin ich total glücklich und zufrieden und freue mich jeden Tag an allem Schönen.
Monica von Rosen
Alt werden macht mich neugierig, es fühlt sich gut an, abgesehen davon, dass ich den Eindruck habe, schneller müde zu werden. Ich habe mir nie vorgestellt, so alt zu werden wie ich jetzt bin, aber es ist eine Entdeckung.
Du hast den ganzen Tag Zeit dich zu entfalten. Sich zu entfalten ist was ganz anderes, als faltenlos zu leben.
Hey, es ist mein Leben, ich muss nicht sparen, ich muss nicht vernünftig sein, ich brauch nicht den Onkel Doktor im Nebenhaus, sondern ich zieh nochmal los und ich mach genau, was ich will. Meine Wohnung hier in der Schweiz aufzugeben und nach Berlin Kreuzberg zu ziehen, um nochmal einen ganz anderen Lebensstil zu praktizieren, ja, das hat Spass gemacht.
Der Tod ist für mich überhaupt nichts Erschreckendes. Der Tod ist für mich ein gutes Gefühl, der kommt eines Tages und ich bin neugierig wie ein Kind, was wird passieren? Wird was passieren? Aber ich denke, dass unser Denkvermögen nicht dafür gemacht ist, den nächsten Schritt irgendwie zu erahnen.
Urs Wydler
Ich habe gesellschaftlich nicht viel erreicht, aber das ist mir auch nicht so wichtig gewesen in meinem Leben.
Ich bin sehr glücklich gewesen und ich weiss, wie das ist. Jetzt ist es ein wenig anders, jetzt schwankt es, aber man muss es immer nehmen, wie es kommt.
Einfach mich sein können und atmen, fühlen und immer noch einen wachen Sinn haben, das ist mir wichtig.
Am Schluss bleibt das wichtig, dass man sagen kann: ich habe gelebt.
Der Lohn vom Altwerden ist doch einfach der, dass man zufrieden wird, dass man hat alt werden können.
Rita Maeder-Kempf
Ich habe eigentlich alles bekommen, was so an Wünschen da gewesen ist. Ich kann eigentlich nur dankbar sein und zufrieden.
Ich erschrecke immer, wenn von 82-jährigen Frauen die Rede ist und dann muss ich immer sagen: Ouu, das bin ich ja auch.
Also wenn ich nichts mehr zu tun hätte und alleine zu Hause wäre und in meinem Lehnstuhl sitzen würde, dann würde ich schon denken: jetzt bist du alt. Braucht dich ja niemand mehr. Aber das habe ich Gott sei Dank noch nicht.
Ans Altersheim kann ich schon noch nicht denken. Das wäre schon noch ein Schreck, wenn ich jetzt die Koffer packen müsste und gehen müsste. Das wäre nicht so eine schöne Aussicht für mich.
Ich hoffe, wenn unsere Generation geht, bleibt euch die Erinnerung an uns à„lteren, dass wir gelassener sein konnten, dass wir noch Freude hatten, von Hand einen Brief zu schreiben, dass es noch was anderes gibt wie Handy und wie das alles heisst. Das Wissen, ich bin nicht nur abhängig von all den Geräten und Knöpfen und so.